Was macht ein gutes Jump’n’Run aus? Spielen.de-Autor Mark begibt sich für eine Antwort auf eine Reise in die Vergangenheit und gräbt seine liebsten Hüpfspiele aus.

Super Mario Land für den Game Boy spielt unser Autor heute noch gern.
Der Sommer ’93 war großartig. Natürlich vor allem deshalb, weil ich in Spanien abhängen, jederzeit in den Pool springen und nachts ohne dicke Decke schlafen konnte. Aber auch, weil ich zum ersten Mal einen Game Boy in Händen halten durfte. Und mit ihm mein erstes Jump’n’Run. Super Mario Land war mein erster Schritt in die Videospielwelt. Noch dazu ein sehr eindrücklicher: Als ich auf einer Liege in der brütenden Sonne zum ersten Mal den „Start“-Knopf drückte, war der Titel zwar schon vier Jahre auf dem Markt. Doch das tat meiner Freude keinen Abbruch, den damals noch farblosen Klempner durch lediglich vier Welten zu steuern, Gegner zu plätten und Leben zu horten.
So rustikal das Jump’n’Run im Vergleich zu aktuellen Spielen wie Mario Galaxy und New Super Mario Bros. Wii auch inszeniert war, langweilig wurde mir damit nie. Und ist es mir bis heute nicht geworden. Inzwischen kann ich das Jump’n’Run innerhalb einer Viertelstunde durchspielen, weil ich jedes Hindernis und jede Gegner-Bewegung wie aus dem Effeff kenne – und es macht nach wie vor eine Menge Spaß. Bis der kleine schwarz-weiße Mario am Ende endlich die echte Prinzessin Daisy in die Arme schließen kann, fiebere ich mit. Wieder und wieder.

In Sonic Adventure turnte der blaue Igel in 3D umher.
Sonic, muss ich gestehen, hat mich nicht im Handumdrehen gewonnen, wie es der italienische Klempner geschafft hat. Und auch nachdem ich den besonderen Reiz der Sonic-Spiele verstanden hatte, konnte mich der Renn-Igel nicht so nachdrücklich begeistern. Trotzdem: Ich bin froh darüber, Segas Jump’n’Run-Helden 1999 auf dem Sega Dreamcast eines Kumpels endlich kennengelernt zu haben. Endlich, weil der flinke Kerl in Sonic the Hedgehog bereits 1991 sein Debüt beim Nintendo-Konkurrenten Sega gegeben hatte. Als ich auf ihn stieß, hatte Sonic es schon in die dritte Dimension geschafft und seine Hochzeit bereits hinter sich.
Dennoch gelang es ihm mit Sonic Adventure, mich anzufixen: Die Geschwindigkeit, in der er durch tropische Inselwelten gejagt werden musste, wirkte berauschend. Und trieb meinen Ehrgeiz an, in vielen, wenn auch nicht übermäßig vielen Spielstunden meine Reflexe zu schärfen, noch mehr Münzen zu sammeln und noch bessere Zeiten zu erzielen.
Mit Aladdin durch Agrabah

Aladdin fürs SNES war ziemlich taff.
Wenn es um gute alte Jump’n’Runs geht, dann in meiner All-Time-Favourite-Liste Aladdin fürs SNES auf gar keinen Fall fehlen. Bereits das Zeichentrick-Abenteuer, das als 31. abendfüllender Disney-Streifen fünf Jahre nach meiner Geburt (1992) ins Kino kam, hatte mich kleinen Stöpsel umgehauen. Und mit Aladdin, Abu und dem Dschinni all die grandiosen Bilder des Films in dem Capcom-Spiel noch einmal selbst nachstellen zu dürfen, war einfach umwerfend.
Mit Prinzessin Jasmin auf dem fliegenden Teppich durch Wolkendecken zu brechen, über die Dächer von Agrabah zu laufen und am Ende Dschafar in Schlangenform eins auf die Mütze zu geben – Aladdin war voller Highlights. Gleichzeitig aber auch recht anspruchsvoll. An keinem anderen Jump’n’Run habe ich so lange gesessen, bis endlich der Abspann über den Bildschirm flimmerte. Und bei keinem anderen Spiel habe ich mir so eifrig die Codes aufgeschrieben, um nicht immer wieder ganz von vorne anfangen zu müssen.
Ein Jump’n’Run für die ganze Familie

Nach wie vor zählt der SNES-Titel zu den besten Mario-Spielen.
Das Jump’n’Run, mit dem ich die schönsten Erinnerungen verbinde, ist allerdings Super Mario World. Der Grund dafür ist einfach: Es ist das einzige Spiel, das ich früher mit der ganzen Familie gespielt habe. Ich erinnere mich noch gut an den Abend, an dem mein Vater das neu erworbene SNES an den Fernseher anschloss, wir Kinder voller Spannung auf dem Sofa rumrutschten, und meine Mutter versuchte, Marios Reittier Yoshi zu bändigen. Später sollten Videospiele das Ding der Kinder werden, an jenem Abend waren sie ein Familienereignis.
Und ich bin mir sicher, dass darin das Geheimnis für die langanhaltende Begeisterung für alte Jump’n’Runs besteht: Sie vermögen besser als aktuelle Titel generationsübergreifend für Spaß zu sorgen. Mario, Sonic und Aladdin mal wieder auszugraben, lohnt sich immer – aber vor allem in großer Runde!