Bigpoint

Bigpoint an Chinesen verkauft – Das Ende einer Ära

In dieser Woche ist bekannt geworden, dass der Hamburger Entwickler und Publisher von free-to-play Onlinegames Bigpoint von Youzu Interactive aus China gekauft wird. Youzu übernimmt im April alle Anteile des Unternehmens. Damit geht eine Ära zu Ende – immerhin war Bigpoint einer der großen deutschen Pioniere der Browsergames-Entwicklung.

Chinesen kaufen Bigpoint – für nur 80 Millionen Euro

Für die größte Aufregung in der deutschen Gamesbranche sorgte in dieser Woche die Meldung, dass der chinesische Spiele-Publisher Youzu Interactive, bekannt zum Beispiel für Titel wie League of Angels, das Hamburger Free-to-Play-Urgestein Bigpoint komplett übernimmt. Nicht so sehr der Kauf an sich verwunderte viele, da es schon länger Gerüchte um Gespräche mit potenziellen Käufern gab, dafür aber umso mehr der Verkaufspreis. Wie Reuters in Erfahrung gebracht hatte, beläuft sich die Übernahmesumme auf gerade einmal 80 Millionen Euro. Klingt nach viel Geld, in Anbetracht der Tatsache aber, dass Bigpoints Firmenwert vor fünf Jahren noch auf mehr als eine halbe Milliarde Euro beziffert wurde, ist das ein ganz schönes Schnäppchen für die Chinesen. Verwunderlich dürfte das aber auch nur auf den ersten Blick sein, denn große Erfolgstitel ließen die Hamburger in den vergangenen Jahren vermissen.

Viele große Spielepublisher setzen heutzutage auf das Free-to-Play-Modell, darunter Branchengrößen wie EA, Ubisoft, Blizzard und Activision (letztere durch die Übernahme der Candy-Crush-Macher King). Vor einigen Jahren aber galten F2P-Spiele noch als Nische – Anfang bis Mitte der 2000er Jahre setzten kostenlos spielbare Browsergames zu ihrem globalen Siegeszug an. Deutsche Unternehmen waren von Beginn an ganz vorne mit dabei, Bigpoint eben, aber auch Gameforge, InnoGames und Travian Games. Inzwischen hat sich die Welt weitergedreht, könnt man sagen, beziehungsweise: Sie ist mobil geworden. Browsergames haben an Relevanz verloren, ein großer Teil ihrer Zielgruppe spielt heutzutage bevorzugt auf Smartphones und Tablets. Die einstigen Pioniere des F2P-Marktes sind damit unterschiedlich umgegangen, zu kämpfen hatten sie aber alle. Gameforge entwickelt inzwischen gar keine Browsergames mehr, sondern betreibt einerseits Downloadgames und versucht sich andererseits (mit bislang mäßigem Erfolg) an Mobile-Apps. InnoGames steht vergleichsweise gut da, konzentriert sich auf die Kernkompetenz (Strategiespiele), die als Crossplattform-Titel für Browser und Mobile-Geräte konzipiert werden. Auch Travian setzt zunehmend auf Crossplattform-Funktionalität.

Bigpoint CEO

Nachdem Bigpoint-Gründer Heiko Hubertz abgetreten war, übernahm 2013 Khaled Helioui die Geschäftsführung.

Und Bigpoint? Nun, der letzte erfolgreiche Release war Drakensang Online im Jahr 2011, danach kam nicht mehr viel. Mit diesem und anderen Dauerbrenner-Titeln wie Farmerama und Dark Orbit hält sich das Unternehmen über Wasser, aber die Stunde vor allem der flashbasierten Browsergames wird wohl bald geschlagen haben. Noch im vergangenen Jahr betonte Bigpoint die neue Ausrichtung auf hochwertige Core-Games und legte den Fokus auf das in Entwicklung befindliche MOBA Shards of War. Der Spielemarkt für MOBAs aber ist hart umkämpft wie in kaum einem anderen Genre. Hier mischen große Player mit, darunter Riot (League of Legends), Valve (Dota 2), Blizzard (Heroes of the Storm) – und neuerdings auch Epic Games, die mit Paragon ein hochkarätiges Spiel in der Mache haben.

Von einer Ausrichtung auf den Core-Markt ist in der Pressemitteilung von dieser Woche denn auch keine Rede mehr. Eine neue Ära für Bigpoint breche mit der Übernahme durch Youzu an, heißt es. Und die soll mit Hocus Puzzle eingeläutet werden – einem Casual-Puzzlegame für Mobile-Geräte.