Forspoken

Forspoken startet mit Licht und Schatten

Am 24. Januar erscheint das neue Fantasy-Abenteuer „Forspoken“ für PC und PlayStation 5. Das neue Open-World-Rollenspiel sollte eigentlich für den Publisher Square Enix und die Entwickler von Luminous Productions ein großer Hit werden. Doch nun scheint die Enttäuschung ebenso hoch wie die Erwartungen. Auf Metacritic gibt die Community Forspoken gerade einmal 1,8 von 10 Punkten. Einige wenige geben dem Spiel neun oder zehn Punkte, die allermeisten jedoch null. Auf Steam konnte sich die Bewertung mit einer 58-prozentigen Empfehlungsquote schon wieder etwas erholen. Was die Kritiker sagen und ob sie damit Recht haben, erfahrt ihr hier im Test.


Eine Story mit guten Ansätzen

Die Story hinter Forspoken klingt erst einmal nach einer schönen Fantasy-Geschichte. Die New Yorkerin Frey Holland wächst ohne Eltern auf und muss sich ganz alleine durchschlagen. Gemeinsam mit ihrer Katze Homer lebt sie in einem verlassenen Gebäude. Immer wieder hat sie Ärger mit der Justiz und könnte nun sogar ins Gefängnis kommen. Ihr Plan ist allerdings, sich mit dem erbeuteten Geld sobald wie möglich aus dem Staub zu machen. Erwartungsgemäß scheitert dieser Plan und sie findet zufällig einen glänzenden Armreif, der sich mit ihr verbindet und sie in das Land „Athia“ mitreißt. Der Reif verfügt über ein eigenes Bewusstsein und verleiht seiner Trägerin nun magische Kräfte.

Direkt zu Anfang trefft ihr dann auf den „Bruch“. Kommen Menschen mit diesem in Berührung, verwandeln sie sich bald in Zombies. Durch die magische Verbindung mit Reif, ist Frey dagegen immun. Trotz einiger Skepsis der Bürger Athias hegen auch einige Hoffnung in Frey und ihre neuen Fähigkeiten. Die Einwohner befinden sich alle in einer einzigen Stadt, da der Rest des Landes bereits korrumpiert wurde. Bis zum Bruch wurde das Land von den „Tantas“ geführt, welche nun als bösartige Zauberinnen Athia beherrschen. Frey nimmt ihre Rolle als Heldin nur sehr zögerlich an und möchte eigentlich nur nach Hause, um dieser neuen Verantwortung zu entfliehen.

Forspoken - Tantas

Die Tantas waren einst gütige Herrscherinnen, die nach dem Bruch sich zu bösartigen Tyrannen entwickelt haben und nun Athia ins Chaos stürzen.

Hier beginnen die Schwächen von Forspoken

Grundsätzlich bietet die Story hinter Forspoken viel Potential für eine schöne Fantasy-Geschichte. Die Erzählweise gefällt allerdings vielen so gar nicht. Die ersten zwei Spielstunden sind nämlich vor allem eins: Ein Cutscene-Simulator. Diese sind zweifellos gut produziert, beginnen nach einiger Zeit allerdings viele Spieler zu langweilen. Manchmal lauft ihr nur ein paar Meter bis euch die nächste Zwischensequenz unterbricht. Etwas mehr eigenes Zutun, wie zum Bespiel Entscheidungen oder Quicktime-Events würden zumindest für ein bisschen Spieleraktivität sorgen. In der Stadt werdet ihr dann noch zusätzlich darauf hingewiesen, dass bestimmte Nebenmissionen, welche hier „Abstecher“ heißen, später nicht mehr verfügbar sind. Auf die Gefahr hin, etwas zu verpassen, werdet ihr so also einige Zeit in der Stadt verbringen bis endlich das eigentliche Spiel beginnt.

Die Abstecher sind alles andere als spannend gestaltet. Beispielsweise findet ihr immer wieder Katzen, die euch dann zu Holzpuppen führen, welche ihr wiederum gegen mäßige bis seltene Ressourcen tauschen könnt. Die Fragezeichen auf der Karte sind in aller Regel simple Gespräche ohne tiefsinnigen Inhalt, geben bei Abschluss aber immerhin Erfahrungspunkte. Wirklich lohnenswert sind sie aber nicht. Weder die Menge der Erfahrungspunkten, noch der Gesprächsinhalt bieten euch einen adäquaten Mehrwert. Es sind aber nicht nur die Gespräche selbst, sondern auch die technische Umsetzung, die das Ganze sinnlos in die Länge ziehen. Häufig entstehen innerhalb der Dialoge sekundenlange „Kunstpausen“, die die Gesprächsdynamik negativ beeinflussen.

Forspoken - Bruchkatze

In Athia findet ihr Monumente mit vom Bruch veränderten Kätzchen. Wenn ihr in einem kleinen Minispiel ihre Zuneigung gewinnen könnt, tauchen sie in eurem Unterschlumpf auf. Bringt nichts, ist aber süß!

Frey und Reif sind beides keine Community-Lieblinge

Unter den Nutzerrezensionen findet sich häufig auch Kritik an den Gesprächen zwischen Frey und Reif. Diese dienen zum einen dazu, dass euer Abenteuer in den verlassenen Arealen nicht zu ruhig wird. Zum anderen erfahrt ihr mehr über Freys Gedanken nach verschiedenen Ereignissen und Interaktionen. Eine grundsätzlich gute Idee, der sich auch Spielehits wie God of War bedienen. In der Open World fällt dabei auf, dass sich die Konversationen zwischen den beiden sehr häufig wiederholen. Außerdem passen die Bemerkungen nicht immer zum Geschehen. Nachdem von 20 Gegnern dann noch zwei übrig sind, sagt Frey auch schon mal: „Das sind zu viele!“ Die Häufigkeit dieser Kommentare kann in den Einstellungen glücklicherweise angepasst werden. Die andere Variante sind die weiterführenden Gedanken zwischen Frey und Reif nach Interaktionen mit anderen Charakteren oder einem neuen Missionsziel.

Das ist zweifelsfrei eine clevere Mechanik, wenn doch nur Frey dabei nicht wie angewurzelt stehenbleiben würde. So müsst ihr beispielsweise in einer Szene erst einmal das Gespräch zwischen unserer Heldin und Reif abwarten, müsst danach aber langsam eine lange Treppe hochgehen, während sich beide peinlich anschweigen. Weshalb Frey nicht beim Gehen oder Laufen mit Reif redet, ist nicht nachvollziehbar. Hinzukommt, dass die Storyschreiber bei Frey versucht haben, einen jugendlichen Slang von New Yorks Straßen zu übernehmen, der schlussendlich eher kitschig und aufgezwungen wirkt. Viele Spieler können sich durch ihre eher unsympathische und egoistische Art, schwer mit ihr identifizieren. Zwar entwickelt sich ihre Persönlichkeit innerhalb der Story noch weiter, allerdings haben bis dahin viele schon mit Frey gebrochen. Die kleine Hassliebe zwischen Frey und Reif ist ganz amüsant, bedient sich aber zu viel einem aufgezwungenen wirkenden Jugendhumor.

Kampfsystem kann überzeugen

Das Kampfsystem in Forspoken ist spürbar auf eine Controllersteuerung ausgelegt und hätte am PC durchaus eine bessere Umsetzung gebrauchen können. Im Spielverlauf schaltet ihr mehrere Magietypen frei, allesamt mit einem kompletten Talentbaum und einer großen Vielfalt an Angriffs- und Unterstützungsfähigkeiten. Während ihr bei den Angriffsfähigkeiten seltener wechseln müsst, ist es sinnvoll, die unterstützenden Zauber möglichst auf Cooldown sinnvoll einzusetzen. Dafür haltet ihr eine Taste gedrückt und könnt dann über das Menürad eine andere Fähigkeit auswählen. Das nimmt leider viel Dynamik heraus. Es bedarf also zunächst etwas Übung bis ihr wirklich in den Genuss der actionreichen und beeindruckenden Kämpfe kommt. Gerade die große Vielfalt und die verschiedenen Anfälligkeiten und Resistenzen der Gegner bringen viel Abwechslung in eure Gefechte. In den Kämpfen zählt vor allem Schnelligkeit, denn viele Gegner hauen euch selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad mit ein oder zwei Schlägen aus dem Leben.

Solange ihr in Bewegung bleibt, weicht Frey automatisch aus. Begrenzt werdet ihr dabei durch die Ausdauerleiste, die allerdings mit dem Verlauf der Hauptstory immer weiter steigt. So geht euch auch in herausfordernden Kämpfen nicht so schnell die Luft aus. Mit etwas Training stellen die meisten Gefechte keine große Herausforderung dar. Anders sieht es bei den Mutanten aus, die quer im Land verteilt sind. Mit diesen Gesellen ist nicht zu spaßen und ihr solltet ihnen euch erst stellen, sobald ihr die zweite Magieart freigeschaltet habt. Je später ihr damit beginnt, desto leichter habt ihr es, sie zu bezwingen. Schade ist allerdings, dass die Belohnung für eine der schwersten Spielelemente fast bei null liegt. Zwar findet ihr bei den Mutanten meist auch eine Truhe mit nützlichen Gegenständen, jedoch könnt ihr diese auch plündern ohne gegen den Mutanten zu kämpfen.

Forspoken - Monumente

Manche Monumente müsst ihr mit euren Angriffszaubern freilegen und erhöhen dafür dauerhaft einen bestimmten Statuswert.

Open-World in Forspoken erinnert an Ubisoft-Spiele

Kritik steckt auch die Open World von Athia ein. Viele empfinden diese als zu leer. Dass im Bruch natürlich vor allem Gegner und eben keine NPCs zu finden sind, erklärt sich logisch über die Story. Ein weiterer Grund für die vermeintliche Leere ist eben auch die gigantische Größe der Open World. Mit euren Parkour-Fähigkeiten bewegt ihr euch sehr schnell und dynamisch fort. Im Spielverlauf könnt ihr nicht nur immer höher klettern, sondern bekommt auch einen magischen Enterhaken, der bei gutem Timing auch tiefe Stürze abfedern und euch an hoch gelegene Orte bringen kann. Würdet ihr auf noch mehr Gegner in der Welt treffen, könntet ihr diese Art der Fortbewegung kaum auskosten. In Athia gibt es zahlreiche Truhen für Ressourcen, Rätseltruhen für antike Münzen, herausfordernde Mutanten, Labyrinth-Türme mit jeweils einem Endboss, Aussichtstürme, die Punkte in der Nähe aufdecken, sowie Ruinen und Städte, die ihr befreien könnt.

Bis auf die Mutanten erhaltet ihr für all diese Ereignisse permanent höhere Statuswerte, Ausrüstung, Erfahrungspunkte oder wertvolle Ressourcen. Spielerisch beginnt es allerdings doch sehr schnell ziemlich repetitiv zu werden, da quasi jede Ruine und jede Stadt wie die andere ist. Zwar findet sich ab und zu ein Archiveintrag, der etwas mehr über den Ort erzählt, doch nur wenige Spieler möchten viel lesen müssen. An dieser Stelle wäre es sinnvoll, wenn Frey und Reif durch gemeinsame Gespräche diese Informationen transportieren würden. Insgesamt gibt es in der Open World also genug zu tun und obwohl die Kämpfe und der Parkour wirklich Spaß machen, erinnert es irgendwann mehr an Arbeit. Für dieses „Konzept“ sind auch einige Open-World-Spiele von Ubisoft wie zum Beispiel Assassins Creed bekannt.

Forspoken - Rätseltruhe

Um die Rätseltruhen zu öffnen, müsst ihr zunächst ein kleines Puzzle lösen. Nicht selten sind diese mit zwei bis drei Zügen zu lösen. Ansonsten könnt ihr auch ein paar Manapunkte zum Öffnen opfern.

Optimierung für den PC ist katastrophal

Während die Story gute Ansätze hat, nur etwas ungeschickt erzählt wird und die Aufgaben in der Open World etwas an Kreativität kranken, ist die technische Optimierung für den PC leider schlicht eine Katastrophe. Grafisch sieht Forspoken wirklich gut aus. Zwar gibt es hier und da ein paar etwas zu weiche Texturen, aber selbst kleine Details und Gegenstände sind hochauflösend. Das stellt zwar keine grafische Revolution dar, kann sich aber sehen lassen. Die Frage stellt sich eher, ob euer PC technisch dazu in der Lage sein ist, die gute Grafik halbwegs flüssig abzubilden. Möchtet ihr wirklich alles aus Forspoken herausholen, wird auch die Nvidia Geforce RTX 4090 nicht ausreichen. Ja richtig gehört: Die beste Grafikkarte am Markt reicht aktuell nicht für konstante 60 FPS bei maximalen Grafikeinstellungen, Raytracing und 4K-Auflösung aus. Auch nicht mit der dynamischen Auflösung durch DLSS.

In der Hauptstadt von Athia läuft Forspoken meist mit 35 bis 45 Bildern pro Sekunde. In der Open World sieht es meist schon besser aus, sodass fast immer 60 FPS oder mehr erreicht werden. Anders ist es im zweiten Story-Areal, welches die FPS selbst außerhalb von Kämpfen auf unter 30 FPS fallen lässt. Die Grafikkarte zeigt dabei eine durchschnittliche Auslastung von gerade einmal 65 Prozent. Auf der Voreinstellung „Niedrig“ im DLSS „Ultra-Performance“-Modus werden dann 45-60 FPS erreicht. Optisch ist das allerdings so schrecklich, dass die fehlenden 15 FPS hier das geringere Übel sind. Schon bei Veröffentlichung der Systemanforderungen lief es so manchem kalt den Rücken herunter. Da hieß es, dass für Ultra-Einstellungen eine Nvidia Geforce RTX 4080 oder eine AMD Radeon RX 6800 XT notwendig seien. Wäre das Spiel gut optimiert, hätten diese Grafikkarten auch tatsächlich keine Probleme damit, euch flüssiges Gameplay zu präsentieren.

Clippingfehler

Bis auf ein paar verzeihliche Clippingfehler, traten im Test keine nennenswerten Fehler oder Abstürze auf.

Crafting, Upgrades und der Talentbaum

Eine Stärke von Forspoken sind die Talentbäume und das Upgrade-System. Letzteres ist alles andere als komplex, bietet jedoch auf eine einfache Art einige spürbare Verbesserungen. Mit nur zwei Ausrüstungsgegenständen mutet man euch nicht sonderlich viel zu. Das sind euer Umhang und eure Halskette. Diese erhöhen die Angriffsstärke verschiedener Magietypen, eure Lebenspunkte und den Verteidigungswert. Außerdem bringen sie auch nützliche Zusatzeffekte mit, die euch in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Kampfstilen helfen können. Sobald ihr einen Umhang oder Halskette mit den jeweiligen Effekten findet, schaltet ihr diese auch gleichzeitig für das Crafting-System frei. Mit verschiedenen Ressourcen könnt ihr so die Effekte komplett auf eure Bedürfnisse anpassen. Die Ressourcenkosten sind durchaus moderat, sodass ihr nicht stundenlang auf Sammeltour gehen müsst.

Zusätzlich kann Frey auch durch das Lackieren bestimmter Symbole auf ihre Fingernägel Bonuseffekte aktivieren. Nageldesigns erhaltet ihr für das Absolvieren einiger Open-World-Ereignisse. Etwas umfangreicher sind dagegen die Talentbäume. Für jeden Magietyp bekommt Frey einen eigenen Talentbaum, über den sie neue Zauber erlernen und verstärken kann. Um Talente freizuschalten benötigt ihr Magiepunkte, die ihr überall in der Open World aufsammeln könnt. Außerdem erhaltet ihr mit jedem Stufenaufstieg Manapunkte. Auch wenn ihr viel Mana erhaltet, solltet ihr dennoch sparsam damit umgehen und euch vor allem auf die Talente konzentrieren, die ihr für besonders hilfreich erachtet. Mit jedem neuen Magietyp braucht es schließlich wieder viele Manapunkte, um schnell die wichtigsten Fähigkeiten freizuschalten. Des Weiteren könnt ihr am Bücherregal bis zu drei Herausforderungen annehmen, die die jeweiligen Talente noch weiter verbessern. Hier lohnt es sich, leichte Herausforderungen anzunehmen, weil diese auch den Schaden aller Attacken des jeweiligen Magietyps verstärken.

Forspoken - Mana

Mana findet ihr überall in Athia und solltet dieses fleißig einsammeln, um möglichst schnell alle wesentlichen Talente freizuschalten zu können.

Fazit zu Forspoken

Der wirklich atemberaubende Trailer von Forspoken hat hohe Erwartungen bei den Spielern erzeugt. Leider ist das Action-RPG deutlich hinter diesen Erwartungen zurückgeblieben, obwohl Forspoken keinesfalls ein schlechtes Spiel ist. Die Story wird holprig erzählt, Charaktere wachsen einem kaum ans Herz, nicht einmal die Protagonistin will so recht überzeugen. Die Grundidee der Fantasy-Welt Athia birgt jedoch viel Potential und ist trotz der Schwierigkeiten interessant. Das Kampf- und Pakoursystem bietet euch einiges an Action und schnellen, dynamischen Kämpfen, auch wenn die Tastatur-Steuerung hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt.

Die Talentbäume sind prall gefüllt und nahezu jedes Talent und jede Verbesserung ist spürbar. Das Crafting- und Upgrade-System sind simpel und ohne absurd hohe Ressourcenanforderungen gestaltet. Auch wenn im Test bis auf einige wenige Clippingfehler keine nennenswerten Fehler auftraten, ist das größte Manko derzeit die Performance. Selbst 60 FPS sind bei hohen Grafikeinstellungen auch für High-End-PCs nicht immer erreichbar, obwohl die Grafikkarte noch lange nicht am Limit arbeitet. Aus diesem Grund solltet ihr aktuell vom Kauf für stattliche 79,99 € absehen. Wenn ihr Open-World-Spiele wie Assassins Creed und Fantasy-Welten mögt, die Performance-Probleme behoben sind und ihr einen guten Rabatt erhaltet, solltet ihr Forspoken dennoch eine Chance geben. Die Demo zum Spiel ist auf Steam kostenlos verfügbar.

Gesamtwertung: 68/100 Punkte

Präsentation: 50/100
Spieldesign: 75/100
Atmosphäre/Story: 50/100
Balance: 85/100
Umfang: 80/100

Transparenzhinweis: Das Spiel „Forspoken“ für den PC wurde für diesen Test von Square Enix kostenfrei zur Verfügung gestellt.