Outriders ist der neue Loot-Shooter des polnischen Entwicklerstudios People Can Fly und ist seit dem 1. April für PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Stadia, Xbox One und Xbox Series X erhältlich. Die zuvor kostenlos spielbare Demo begeisterte viele Spieler und ließ auf Großes hoffen. Doch wie schlägt sich das Spiel nach der Veröffentlichung?
Um es nett zu umschreiben: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Bei Outriders gehen die Meinungen zwischen Begeisterung und Frust sehr stark auseinander, bei anderen liegt beides dicht beisammen. Das lässt sich auch auf der Seite metacritic mit einer Wertung von 5,8 von 10 Punkten ablesen. Die meisten Bewertungen lagen bei 0 und 10 Punkten. Nur etwa sechs Prozent bewerten den Third-Person-Shooter als durchschnittlich.
Eine Story gab es noch oben drauf
Die Entwickler bewerben Outriders als fertiges Spiel ohne kommende DLCs oder immer neuen Inhalten. Gerade deshalb ist das Endgame zwar vorhanden, der Fokus jedoch liegt auf der Kampagne. Schon in der Demo konnten sich viele Spieler jedoch nicht mit der Geschichte und dem Setting um Outriders anfreunden. Während die Demo anfangs es jedoch verstand, Spannung aufzubauen und euch mit den Dialogen in diese fremde Welt zu ziehen, wurde der Story-Verlauf danach schnell recht unkreativ und bedient sich vor allem allerlei klischeehaften Sprüchen und sinnlos erscheinenden Missionen.
In nahezu allen Missionen schießt ihr euch den Weg durch Horden von Monstern oder humanoiden Gegnern der anderen Fraktionen frei, um dann ein Dokument einzusammeln, eine Steintafel zu finden oder festzustellen, dass die Person, die ihr gesucht habt, längst tot ist. Die Hintergründe der Missionen erscheinen oft wie ein Alibi, um euch in den Kampf zu schicken und weniger, um tatsächlich eine sinnvolle Aufgabe zu erledigen, die die Geschichte logisch weitererzählt. Oft stören die Dialoge und Zwischensequenzen mehr den Spielfluss als sie nützen.

Für eure Haupt- und Nebenmissionen begebt ihr euch einige Male auf die Suche nach bestimmten Personen. In der Regel sind diese aber tot oder verschwunden.
Ein Setting mit viel Potential
Auch wenn es uns am Spielemarkt nicht an Endzeit-Szenarien mangelt, hatte Outriders sogar ein paar sehr gute Ansätze für eine spannende Story. Im 21. Jahrhundert nahmen die Naturkatastrophen durch den Klimawandel immer mehr zu. Besonders Tsunamis und Erdbeben sorgten auf der Erde für überschwemmte und verödete Landschaften. Unter Leitung der ECA (Enoch Colonization Authority) sollte der erdähnliche Planet Enoch kolonialisiert werden und das Überleben der Menschheit sicherstellen.
Doch ein entsandtes Elite-Team (die Outriders) stieß bei ihrer Expedition auf einen starken Energiesturm. Die sogenannte „Anomalie“ kostete zahlreichen Menschen das Leben, verlieh jedoch einigen auch übernatürliche Kräfte. Diese Menschen waren später als „Veränderte“ bekannt. Ihr spielt den letzten Überlebenden der Outriders, der durch einen Kälteschlaf seine schweren Verletzungen überlebt hat. Als Veränderter habt ihr je nach Klasse (Pyromancer, Technomancer, Trickster, Devastator) diverse übernatürliche Fähigkeiten.
Outriders größte Stärke ist das Gameplay
Während die Story kaum jemanden überzeugen und mitreißen kann, überzeugt das Gameplay die meisten Spieler sehr. Zwar ähnelt Outriders zunächst einem typischen Deckungsshooter, jedoch werdet ihr es oft nicht leicht haben, an einem Ort zu bleiben. Stattdessen stürmen einige Gegner immer wieder zu euch vor, schwärmen von den Seiten und von hinten zu euch aus, werfen Granaten oder lassen euch von Feuerstürmen verfolgen. Es ist also wichtig, immer in Bewegung zu bleiben und die Minimap gut im Auge zu behalten.
Auch durch die verschiedenen Klassenfähigkeiten, von denen ihr maximal drei gleichzeitig wählen könnt, unterscheidet sich Outriders von anderen Loot-Shootern. Gerade diese Rollenspielelemente sorgen für das dynamische Gameplay. Eure Fähigkeiten müsst ihr stetig und kontrolliert einsetzen, um im späten Spielverlauf noch bestehen zu können. Euer Talentbaum teilt sich in drei verschiedene Richtungen und bietet euch so die Freiheit eure Klasse so zu spielen, wie es euch am besten liegt. Da ihr eure Fähigkeitspunkte jederzeit kostenfrei zurücksetzen könnt, lädt dies auch zum Experimentieren ein. So könnt ihr eure Skillung perfekt an euer aktuelles Team anpassen.

Insgesamt trefft ihr auf 10 Plakate im Spiel, die ein Kopfgeld auf gesuchte Personen aussetzen. Schaltet ihr alle aus, erhaltet ihr eine legendäre Ausrüstungsbelohnung.
Waffen, Rüstung und Mods
In einem Third-Person-Shooter könnt ihr trotz übermenschlicher Fähigkeiten natürlich nicht auf allerlei schwere Waffen verzichten. Viele oder sonderlich futuristische Waffen dürft ihr allerdings nicht erwarten. Es gibt einige Waffentypen wie Repetiergewehre, Sturmgewehre, leichte Maschinengewehre, Schrotflinten und Pistolen. Letztere sind allerdings zu vernachlässigen, da ihr diese vermutlich nie im Kampf einsetzen werdet. Im Test war die Pistole öfter in Zwischensequenzen im Einsatz als auf dem Schlachtfeld.
Die Rüstung ist mit fünf Ausrüstungsplätzen recht einfach gehalten. Für mehr Komplexität sorgen dann die Mods. Seltene Gegenstände (blau) sind mit einer Rang I Mod ausgestattet, epische Gegenstände mit einer Rang I und einer Rang II Mod und legendäre Gegenstände mit einer Rang II und einer Rang III Mod. Habt ihr allerdings einmal eine Waffe oder ein Rüstungsteil mit einer Mod gefunden, könnt ihr den Gegenstand im Inventar zerlegen und die Modifikation künftig im Crafting-System beliebig oft einsetzen. Gleichzeitig kann allerdings immer nur eine identische Mod wirken. Unter allen drei Rängen befinden sich sehr mächtige Modifikationen, die eure Fähigkeiten und Waffen massiv verstärken können. Wählt also immer mit Bedacht.

Im Spiel findet ihr insgesamt 10 Boss-Monster, dessen Köpfe ihr nach Trench Town in die Bar bringen könnt, um eure Belohnung abzuholen.
Crafting-System: Einfach, aber wirksam
Das Crafting-System in Outriders ist recht gelungen, obwohl es recht schlicht gestaltet ist. Ihr sammelt aus zerlegten Waffen Eisen und aus zerlegten Rüstungsteilen Leder. Außerdem findet ihr diese Ressourcen auch als Beute von Gegnern und in Truhen. Zusätzlich erhaltet ihr Eisen auch aus Eisenvorkommen. Die dritte Ressource ist Titan, welches am Anfang noch extrem selten ist, aber zum Ende der Kampagne dann immer häufiger vorkommt. Titan benötigt ihr, um eure Ausrüstung aufzustufen, also beispielsweise von einem seltenen zum epischen Ausrüstungsgrad.
Die Händler im Spiel verkaufen euch ihre Waren für Schrott, also die Währung in Outriders. Schrott findet ihr in Truhen, als Beute von Gegnern und erhaltet es für verkaufte Gegenstände. Mit Schrott könnt ihr auch Ressourcen kaufen. Gerade während der Kampagne findet ihr manchmal gar nicht so schnell bessere Ausrüstung, wie das allgemeine Rüstungslevel steigt. Dadurch sind die bei Händlern angebotenen Waffen mitunter recht stark. Dummerweise gibt es nach eurem Kälteschlaf aber wohl keine Discounter mehr, denn die Preise sind recht hoch. Bedenkt ihr, dass ihr ohnehin nach ein bis zwei Missionen die Waffe wohl schon wieder austauscht, lohnen die hohen Preise häufig nicht. Daher kann es ratsam sein, Ausrüstung eher zu zerlegen als zu verkaufen.
Outriders ist „schön“ anzusehen
Während Outriders beim Gameplay wirklich viele Pluspunkte bei den Spielern sammeln kann, ist der technische Zustand des Spiels jedoch bedenklich. So läuft das Spiel unter DirectX 12 zwar mit hohen FPS, aber dafür klagen hier viele Spieler über häufige Mikro-Ruckler, die auch spielerisch stark beeinträchtigen. Somit bleibt vielen unter euch nur die Möglichkeit das Spiel mit DirectX 11 zu starten. Dafür büßt ihr allerdings einen hohen Teil an FPS und viele Grafikdetails ein. Dieser Fehler soll allerdings mit dem nächsten Patch behoben werden.
Outriders ist grundsätzlich grafisch ein sehr ansprechendes Spiel, auch wenn es keine „Next-Gen-Grafik“ ist oder in diesem Punkt besonders hervorsticht. Kleine Probleme zeigten sich allerdings bereits in der Demo. Neben Clipping-Fehlern, einer in Zwischensequenzen extrem wackeligen Kameraführung und nicht lippensynchronen Dialogen schien das Spiel in einem akzeptablen Zustand zu sein.

Euren Truck könnt ihr in vielen unterschiedlichen Farben und mit Accessoires ausstatten. Leider könnt ihr seine Pracht aber nur im Lager und in kurzen Zwischensequenzen bestaunen.
Problemstart frustet viele Spieler
Zum Start zeigen sich den Spielern allerdings viele noch unentdeckte Probleme. Allen voran sind die Server nicht auf den Ansturm vorbereitet gewesen und waren schnell massiv überlastet. Stundenlange Ausfälle an den ersten drei Tagen waren die Folge. Viele Spieler machen hierfür die Entscheidung verantwortlich, Outriders von Tag eins an in den Xbox Gamepass aufzunehmen. Hier könnt ihr den Testmonat bereits für einen Euro erwerben und spielt so die Vollversion von Outriders. Auch wer schon einmal den Testmonat genutzt hat, kann in regelmäßigen Abständen dieses Angebot erneut nutzen.
Während Square Enix durch Vorbestellungen und die Demo-Version erahnen konnte, wie viele Spieler sich zum Start ins Spielgeschehen begeben werden, war völlig unklar, wie viele das Angebot über den Gamepass nutzen werden. Trotz dieser anfänglichen Schwierigkeiten und viel Kritik an den ersten Tagen, erfreut sich Outriders dennoch an sehr hohen Spielerzahlen. Der Multiplayer bleibt jedoch weiterhin instabil und es kommt immer wieder zu Verbindungsproblemen und Abstürzen. Generell scheint die Verbindung im Multiplayer noch Schwierigkeiten zu haben, sodass nur der Host das Shooter-Abenteuer wirklich ruckelfrei genießen kann.

Durch Abschluss von Erfolgen bzw. Auszeichnungen schaltet ihr die verschiedenen Farben, Accessoires und Skins für euren Truck frei.
Outriders wirkt technisch unfertig
Inhaltlich hält der Loot-Shooter, was er versprochen hat und bietet mit etwa 30-35 Stunden Gameplay inklusive Nebenmissionen ein gutes Spielerlebnis. Leider fehlt es an Abwechslung, denn weder die Story noch das Gameplay an sich sind sonderlich kreativ gestaltet. Die relativ überschaubaren Gebiete sind noch in weitere Bereiche unterteilt. Springt ihr also beispielsweise über eine kleine Klippe in einen anderen Bereich folgt immer eine Schwarzblende, eine Zwischensequenz und wieder eine Schwarzblende.
Aber auch der Sound wirkt nicht perfekt aufeinander abgestimmt. Schon beim Start begebt ihr euch durch das unüberspringbare Intro-Video, was unabhängig von den Sound-Einstellungen des Spiels ziemlich laut ertönt. In Dialogen werden manche Sätze auch plötzlich deutlich lauter und hin und wieder erschreckt euch ein Ton – mal sehr laut, mal etwas leiser – an unterschiedlichsten Stellen im Spiel.

Ihr werdet einigen Bosskämpfen mit zwei bis drei Phasen begegnen. Diese sind zwar herausfordernd, jedoch sind die Boss-Mechaniken sehr einfach gehalten.
Auch das Gameplay hat Schwächen
So positiv das Gameplay auch von den Spielern aufgenommen wird, gibt es immer noch einige Aspekte, die zu frustreichen Momenten führen. Im Spiel werden euch häufig ganze Gegnerhorden förmlich überrennen, sodass es schnell etwas unübersichtlich werden kann. Umso ärgerlicher, wenn die Gegner dann noch aus dem Nichts erscheinen, und zwar hinter euch und an Orten, wo es nicht möglich war unbemerkt an euch vorbeizukommen. Hier nutzen die Entwickler aus, dass ihr seitlich und hinter euch nicht seht, wenn Gegner einfach aus dem Nichts auftauchen.
Spiellogik ist hier aber nicht das einzige Problem: Große, gepanzerte Gegner stampfen auf euch zu und bevor ihr überhaupt ihre Anwesenheit realisiert, töten sie euch mit ein bis zwei Schrotflinten-Schüssen. Problematisch ist hier, dass die Gegner sich lautlos fortbewegen und ihr so auf die Minimap angewiesen seid, um den Überblick zu behalten. Aber, was die können, könnt ihr schon lang: Hin und wieder zerberstet ihr mit euren übernatürlichen Kräften eine Holzwand, und zwar vollkommen lautlos.
Bug führt zu gelöschten Inventaren
Gerade als sich die negative Stimmung nach dem schwierigen Start legt, folgt auch schon das nächste Problem. Mit Aufspielen eines neuen Patches tritt nun vermehrt der ein Fehler auf, der dazu führt, dass euer Inventar vollständig gelöscht wird. Als wäre das in einem Loot-Shooter, bei dem sich alles um Ausrüstung dreht, nicht schon schlimm genug, könnt ihr euch dann mit diesem Charakter auch nicht mehr einloggen. Kurz nach dem Spielbeitritt erhaltet ihr jedes Mal eine Fehlermeldung und seid zurück in der Lobby.
Der Bug kann dann auftreten, wenn ihr einer Sitzung beitretet und das Spiel abstürzt. Das bedeutet, um die Wahrscheinlichkeit, dass euch dieser Bug trifft, zu senken, müsst ihr entweder im Einzelspielermodus oder als Host spielen. Tretet ihr anderen Sitzungen bei, geht ihr das Risiko ein, alles zu verlieren. People Can Fly will alles daran setzen, den Fehler schnellstmöglich zu beheben und betroffenen Spielern ihr Inventar wiederherzustellen. Ob das funktioniert und wie lange es dauern wird, ist allerdings unklar. Daher ist es ratsam, auf den Hotfix zu warten, sofern ihr im Mehrspielermodus spielen wollt.

Eure Haupt- und Nebenmissionen führen euch stetig in neue Gebiete, die ihr mit eurem Truck per Zwischensequenz bereisen könnt.
Outriders – das Fazit
Outriders hat trotz aller Kritik das Potential ein richtig guter Loot-Shooter mit einigen RPG-Elementen zu sein. Dafür müssten die Entwickler jedoch noch einige technische Qualitäts-Updates und Serververbesserungen nachliefern. Im Test macht Outriders definitiv Spaß und die Zeit auf Enoch vergeht manchmal wie im Flug. Die technischen Fehler dämpfen dieses positive Erlebnis allerdings häufig so sehr, dass Spaß und Frust oft sehr eng beieinanderliegen.
Für ein Vollpreisspiel ist es daher schwierig eine Kaufempfehlung auszusprechen. Allerdings könnt ihr auch das Angebot im Gamepass nutzen und so im Testmonat für einen Euro das Spiel ausreichend testen oder theoretisch sogar durchspielen. Sollte euch das Spiel dann so gut gefallen, dass ihr die Expeditionen im Endgame voll auszunutzen wollt, könnt ihr es immer noch kaufen. Euren Spielstand verliert ihr dabei glücklicherweise nicht.
Transparenzhinweis: Das Spiel „Outriders“ für den PC wurde für diesen Test von Square Enix zur Verfügung gestellt.