Das von vielen Fans lang ersehnte Spiel Pokémon Schwert und Schild ist seit dem 15.11.2019 erhältlich und sorgte bereits nach dem Ankündigungstrailer für reichlich Diskussionen durch die etwa 400 fehlenden Pokémon. Wie gut Entwickler Game Freak den neuen Pokémon-Titel umgesetzt hat und welche Tipps ihr bei eurem Start in der Galar-Region beachten solltet, erfahrt ihr im Test.
Wenn der beste Freund euer „Rivale“ ist
In diesem Pokémon-Teil schlüpft ihr in die Rolle eines noch unbekannten Pokémon-Trainers und erhaltet von dem amtierenden Champ Delion euer Starter-Pokémon. Dabei habt ihr die Auswahl zwischen Hopplo (Feuer), Memmeon (Wasser) und Chimpep (Pflanze). Delions Bruder Hop ist euer „Rivale“ in diesem Teil und wird euch auf der gesamten Reise immer wieder begleiten, mit euch und gegen euch kämpfen und euch leider selten ein würdiger Gegner sein. Denn Hop wählt nicht nur automatisch den gegen euer Starter-Pokémon schwächeren Typ, sondern wird auch lange Zeit nur drei Pokémon in den Kampf schicken, während ihr bereits ein volles Team aus sechs starken Begleitern habt.
Eine tatsächliche Rivalität wie der Antagonist in Rot und Blau oder wie zwischen Gary und Ash in der Serie gibt es in diesem Pokémon-Teil nicht. Stattdessen feuert uns Hop stehts an, kämpft manchmal mit uns in Doppelkämpfen gegen andere Trainer und sein Bruder Delion gibt uns die Empfehlung, um an der Arena-Challenge teilzunehmen zu dürfen. Wie von anderen Teilen gewohnt, gilt es acht Orden zu sammeln, um sich dann in der Pokémon-Liga zu beweisen zu können.

Delion ist der amtierende Champ und schenkt euch das Starter-Pokémon. Sein Bruder Hop ist dagegen der euch ewig unterlegende „Rivale“.
Neue Features: Arena-Rätsel und Dynamaxierung
Auch wenn das Sammeln der Orden den Fans der Reihe wohl sehr bekannt vorkommen dürfte, hat sich Entwickler Game Freak etwas Neues ausgedacht. Während Arena-Kämpfe sonst nur daraus bestanden ein paar Trainer in der Arena und dann den Arenaleiter zu besiegen, warten in Pokémon Schwert und Schild einige kleine Rätsel und Minispiele auf euch. Von kleinen Wegerätseln bis hin zu einer Herde Wollys, die ihr vorantreiben müsst, ist alles dabei. Sonderlich herausfordernd sind diese nicht, jedoch bringen sie ein wenig Abwechslung ins Spielgeschehen.
Die Kämpfe gegen die Arenaleiter finden meist in großen Stadien statt, in denen ihr zusätzlich die Möglichkeit habt, für drei Runden euer Pokémon zu dynamaxieren. Eure Attacken werden für diese Zeit durch neue, den jeweiligen Attacken-Typen entsprechende, ersetzt und verursachen mehr Schaden an euren Gegnern. Ob ihr die Dynamaxierung gleich zu Beginn einsetzt oder wartet bis der Arenaleiter sein letztes Pokémon einsetzt und dann selbst dynamaxiert, bleibt euch überlassen. Auch wenn anfangs die Riesen-Versionen der Pokémon imposant und beeindruckend wirken, bringt es dennoch überraschend wenig neue Dynamik in die Kämpfe hinein.

In dieser Arena müsst ihr zunächst alle Wollys ins Gehege treiben. Doch Vorsicht: Andere Trainer und Pokémon werden es euch nicht ganz so leicht machen, wie es zunächst aussieht.
Die Story – gute Idee, aber mäßige Umsetzung
Während eurer Reise in der Galar-Region erfahrt ihr nach und nach mehr von der Geschichte der beiden legendären Pokémon Zacian (Schwert) und Zamazenta (Schild) und über das Dynamax-Phänomen. Auch wenn die Story die eine oder andere überraschende Wendung enthält, wirken viele der Dialoge relativ albern und sind eher auf eine sehr junge Zielgruppe ausgerichtet. Eine mitreißende Story, eine sichtbare Charakterentwicklung oder ausgeprägte Persönlichkeiten liefern Pokémon Schwert und Schild leider nicht. Dennoch kann der Versuch, neben dem Sammeln von Orden und dem Austragen von Trainerkämpfen, eine mehr oder weniger interessante Geschichte zu erzählen, ein wichtiger Schritt für weitere Teile der Spiele-Serie sein.
Die Naturzone und Dynamax-Raids sorgen für Abwechslung
Die wichtigsten Neuerungen sind in diesem Pokémon-Teil vor allem die Naturzone und die Dynamax-Raids. In der Naturzone findet ihr allerlei Pokémon im Gras und manche auch mitten auf euren Wegen. Abhängig von der Tageszeit und dem Wetter erscheinen dort ganz unterschiedliche Pokémon. Habt ihr ein Pokémon bereits gesehen, jedoch nicht gefangen, könnt ihr dieses im Pokédex auswählen und euch das Habitat – soweit bekannt – anzeigen lassen. Ihr erhaltet auch Informationen über die speziellen Tageszeiten und das Wetter, bei dem ihr es finden könnt. Außerdem glitzern in der Naturzone nicht nur einige nützliche Gegenstände auf dem Boden, sondern ihr findet im Online-Modus auch andere Spieler. Sprecht ihr sie an, bekommt ihr sogar einen Gegenstand von ihnen geschenkt.
Um einen Dynamax-Raid zu starten, müsst ihr zunächst ein Nest finden, aus welchem ein pinker Lichtstrahl herausschießt. Der schwache Lichtstrahl zeigt, dass sich hier ein gewöhnliches Pokémon fangen lässt, während der kräftige Lichtstrahl ein seltenes Pokémon signalisiert. Die im Raid angezeigten Sterne von eins bis fünf beeinflussen, wie stark das Pokémon sein wird, welches Level es hat, wenn ihr es fangt und welche Belohnungen ihr für das Besiegen erhaltet. Grundsätzlich erhaltet ihr einige TP-Attacken und EP-Boosts, wodurch sich euer Team schneller verbessert als durch das Besiegen oder Fangen von Pokémon in der Naturzone.

Das Wetter in der Naturzone verändert sich regelmäßig und ist für viele Pokémon ein entscheidender Faktor, ob sie erscheinen oder nicht.
Online-Modus ruckelig und fehlerhaft
Gerade für Fünf-Sterne-Raids ist es ratsam eine Gruppe online zu suchen und ohnehin macht das Spiel gemeinsam mit Freunden wesentlich mehr Spaß. Nur mit Freunden zu spielen, gestaltet sich momentan noch als eher schwierig. Die Mitspielersuche ermöglicht es nicht gezielt Freunde einzuladen. Leider können eure Freunde offene Mitspieler-Suchanfragen auch nicht immer sehen bzw. seht ihr nicht dieselben Anfragen anderer Spieler. Startet ihr selbst einen Raid könnt ihr immerhin die Suche abbrechen und erneut starten. Nach einigen Versuchen wird euer Mitspieler dann auch euren Raid finden können. Je mehr Freunde allerdings gleichzeitig euren Raid betreten wollen, desto geringer ist die Erfolgswahrscheinlichkeit, dass dieser bei allen gleichzeitig korrekt angezeigt wird.
Ärgerlich auch, wenn ihr eurer Wunschpokémon in der Liste gerade seht und dem Raid beitreten wollt, dieser aber in Wirklichkeit schon seit einiger Zeit gestartet oder gar beendet wurde. Die Aktualisierungsrate ist hier gering und fehlerhaft. Ebenso gibt es noch verschiedene Verbindungsfehler, sodass ihr des Öfteren vom Internet getrennt werdet. Manchmal seht ihr auch einfach keine neuen Raids mehr und könnt durch ein simples Trennen und Neuverbinden des Online-Modus das Problem mindestens kurzweilig beheben.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird eure Reise durch die Naturzone mit aktiviertem Online-Modus zu einer Ruckelveranstaltung. Spieler erscheinen oft genauso urplötzlich vor eurer Nase wie sie wieder verschwinden. Die eigentlich tolle Atmosphäre bei der Fahrradtour durch die Naturzone wird so schnell zerstört.

Doppelkämpfe sind strategisch schwieriger und somit auch interessanter. Außerdem erhaltet ihr ein deutlich höheres Preisgeld.
Gigadynamax-Pokémon finden – so geht’s
Während die meisten Pokémon beim Dynamaxieren einfach nur größer werden, verändert ein Gigadynamax-Pokémon sein Aussehen und erhält eine starke Giga-Attacke. Demnach sind diese Spezialformen nicht nur begehrt, sondern auch relativ selten. Die Wahrscheinlichkeit eines in einem Nest zu finden, beträgt nur etwa fünf bis zehn Prozent. Außerdem sind bestimmte Gigadynamax-Pokémon auch nur an einem oder zwei bestimmten Nest(ern) zu finden.

Gigadynamax-Pokémon sehen in der Dynamax-Form nicht nur anders aus, sondern verfügen auch über spezielle, starke Giga-Attacken.
Alle Fundorte der Gigadynamax-Pokémon
In Pokémon Schwert und Schild zu finden:
- Gigadynamax-Deponitox: Milza-See (Osten)
- Gigadynamax-Duraludon: Sitz des Giganten
- Gigadynamax-Glurak: Wutanfall-See oder aus einem Glumanda entwickeln, welches ihr in Delions Zimmer nach Abschluss der Pokémon-Liga findet
- Gigadynamax-Infernopod: Megalithen-Ebene
- Gigadynamax-Kamalm: Hut des Giganten
- Gigadynamax-Kingler: Milotic-See (Süden), Milza-See (Westen)
- Gigadynamax-Krarmor: Hut des Giganten
- Gigadynamax-Maritellit: Brückental, Wipfelscheinwald
- Gigadynamax-Olangaar: Sandsturmkessel
- Gigadynamax-Patinaraja: Megalithen-Ebene
- Gigadynamax-Pokusan: Brückental
- Gigadynamax-Sanaconda: Sandsturmkessel (2 Nester)
- Gigadynamax-Silembrim: Brückental
- Gigadynamax-Smettbo: Wonnewiesen (2 Nester)
Nur in Pokémon Schwert zu finden:
- Gigadynamax-Machomei: Megalithen-Ebene
- Gigadynamax-Drapfel: Wipfelscheinwald
- Gigadynamax-Montecarbo: Sitz des Giganten
Nur in Pokémon Schild zu finden:
- Gigadynamax-Gengar: Megalithen-Ebene
- Gigadynamax-Schlapfel: Wipfelscheinwald
- Gigadynamax-Lapras: Sitz des Giganten
Screenshots zu allen Nestern findet ihr auf Pokefans.net.
Gigadynamax-Pokémon durch Events
Das Gigadynamax-Mauzi erhaltet ihr als Vorbesteller von Pokémon Schwert oder Schild und das Gigadynamax-Pikachu bzw. Gigadynamax-Evoli, wenn ihr auf eurer Switch einen Spielstand von Pokémon: Let’s Go, Pikachu! bzw. Pokémon: Let’s Go, Evoli! gespeichert habt. Dieses Pikachu oder Evoli erhaltet ihr von einem NPC am Bahnhof kurz bevor ihr erstmalig die Naturzone betretet. Sowohl Pikachu als auch Evoli können sich allerdings nicht weiterentwickeln.
Einige Gigadynamax-Pokémon werden auch nur während bestimmter Events im Spiel erhältlich sein. So sind das Gigadynamax-Riffex, das Gigadynamax-Relaxo und das Gigadynamax-Melmetal aktuell nicht auffindbar, obwohl diese in den Spieldaten schon vorhanden sind.

Ein dicker, rosa Lichtstrahl bedeutet, dass ihr ein Nest mit einem seltenen Pokémon gefunden habt. Fast ausschließlich bei diesen seltenen Raids werdet ihr auch die begehrten Gigadynamax-Pokémon fangen können.
Schnell Pokédollar / Geld verdienen
Mit der Ingame-Währung „Pokédollar“ könnt ihr nicht nur Pokébälle, sondern auch verschiedene nützlich Gegenstände für eure Pokémon-Kämpfe erwerben. Während der Hauptstory könnt ihr durch viele Trainer-Kämpfe eure Einnahmen stark erhöhen, indem ihr einem eurer meist eingesetzten Pokémon das Münzamulett gebt, welches sich dafür zumindest einmal am Kampf beteiligen muss. Gerade bei den Arenaleiterkämpfen oder Doppelkämpfen ist ohnehin viel Preisgeld zu holen, was sich so noch einmal verdoppelt.
Habt ihr erst einmal alle Trainerkämpfe gewonnen, fehlt euch eine der wichtigsten Einnahmequellen. Im Endgame gibt es dafür eine andere Möglichkeit schnell Pokédollar zu verdienen. Fahrt dazu einfach durch die Naturzone und klickt die Nester an. So erhaltet ihr für ein leeres Nest 200 Watt und für ein Nest mit Lichtstrahl 2.000 Watt. Auf der Karte bekommt ihr die Standorte der Watt-Händler im Spiel angezeigt. Mit etwas Glück erwischt ihr einen, der euch für jeweils 100 Watt Luxusbälle verkauft. Diese könnt ihr wiederum beim Händler im Pokémon-Center für 1.500 Pokédollar verkaufen. Somit verdient ihr mit jedem leeren Nest 3.000 und mit jedem Nest mit Lichtstrahl 30.000 Pokédollar.

Watt-Händler verkaufen euch TP-Attacken und besondere Pokébälle. Die verschiedenen Händler werden euch auf der Karte angezeigt. Diese wechseln regelmäßig ihr Sortiment, sodass es sich lohnt öfter vorbeizuschauen.
Fazit
Pokémon Schwert und Schild hat mit Dynamax-Raids und der Naturzone mit Online-Inhalten durchaus lohnenswerte Elemente ins Spiel gebracht. Doch werden diese von einer eher langweiligen Story, vielen Verbindungsproblemen und Rucklern überschattet. Die Dialoge sind recht anstrengend und bereichern nur selten das Geschehen. In rund 50 Stunden Spielzeit im Test kam jedoch gar nicht so viel Langeweile auf, wie man nach dieser Kritik meinen mag. Wer bereits Fan der Pokémon-Reihe ist, wird auch trotz diverser Probleme einige Zeit Spaß an Pokémon Schwert und Schild haben und viel Zeit investieren müssen, um den Pokédex zu komplettieren und alle Gigadynamax-Pokémon zu fangen. Ob 400 weitere Pokémon den Spielspaß nennenswert erhöht hätten, wird dabei wohl weiterhin ein umstrittenes Thema bleiben.
Transparenzhinweis: Das Spiel „Pokémon Schild“ wurde für diesen Testbericht kostenfrei zur Verfügung gestellt.