Ende des Jahres will Nintendo seine neue Konsole Wii U auf den Markt werfen. Dafür lud der Konzern am gestrigen Abend Pressevertreter aus Berlin zu einem „Hands on“-Event ein. Wir konnten ausführlich Spiele wie New Super Mario Bros. U, Animal Crossing und Zombi U testen – mit gemischten Gefühlen.
Rund 50 Journalisten waren zu Nintendos Veranstaltung gekommen und probierten die Wii U mit ihrem etwas merkwürdig anmutenden Tablet-Controller aus. Die erste Überraschung gab es schon, als wir das Gerät in den Händen hielten. Für seine Größe ist es erstaunlich leicht. Das etwas klobige Design lässt sich auf die vielen Tasten zurückführen: Der Tablet-Controller kommt mit einem Steuerkreuz, zwei Sticks sowie vier Tasten auf der Frontseite und vier Schultertasten daher. Zusätzlich gibt es einen Start- und Select- sowie einen „Home“-Knopf, die alle rund um den 6,2 Zoll großen Touchscreen platziert sind.
Wii U überzeugt in erster Linie mit Familienspielen
Der Tablet-Controller kam in allen von uns angetesteten Spielen zum Einsatz. Zuerst haben wir Nintendo Land ausprobiert. Die Minispielsammlung richtet sich ganz klar an Familien. Je nach Spiel können bis zu fünf Spieler mitmachen – vier davon über die alten Wii-Controller und einer über das neue Tablet für die Wii U. Ziemlich lustig waren unsere ersten Erfahrungen mit den Minispielen Animal Crossing Sweet Day und Luigi’s Ghost Mansion. In ersterem steuert ihr vier Einwohner eines Dorfes, die Süßigkeiten und Leckereien sammeln. Ihr Ziel ist es, 50 Teile einzusammeln. Je mehr sie mit sich herumtragen, desto langsamer bewegen sie sich jedoch auch.

Der Tablet-Controller der Wii U mit all seinen Funktionen erklärt.
Das kann der fünfte Spieler ausnutzen. Er kontrolliert über den Tablet-Controller der Wii U zwei Wächter. Das erfordert eine gute Koordination, bringt aber viel Action in Animal Crossing Sweet Day. Wann immer er einen Sammler anrempelt, verliert der alle Süßigkeiten und muss von vorne beginnen. Haben die Sammler es bis zum Ablauf des Zeitlimits nicht geschafft, alle Leckereien zusammenzutragen, verlieren sie das Spiel. Bei uns siegte übrigens immer der Spieler, der die Wächter steuerte.
Als zweites Minispiel probierten wir Luigi’s Ghost Mansion aus. Es basiert auf der Reihe Luigi’s Mansion, die zum ersten Mal 2001 für den Gamecube erschien. Darin spielt ihr wieder zu fünft. Ein Spieler kontrolliert über den Tablet-Controller einen für alle anderen unsichtbaren Geist. Sein Ziel ist es, die Mitspieler zu Tode zu erschrecken, indem er sich an sie heranschleicht. Alle anderen sind mit Taschenlampen bewaffnet, um dem Geist mit dem Licht Leben auszusaugen. Auch hier ergab der Einsatz des Wii U Tablet-Controllers Sinn.
Tablet-Controller in manchen Spielen überflüssig
Weniger sinnvoll erschien uns das neue Gerät bei Ubisofts Zombi U. Der Titel, der bereits zum Launch der Wii U Ende 2012 bereitstehen soll, wirkte spielerisch wenig innovativ und der Einsatz des Tablet-Controllers eher gezwungen als gewollt. Ihr könnt damit in dem First-Person-Shooter die Umgebung scannen und so beispielsweise Leichen plündern. Warum man dazu einen zweiten, deutlich kleineren Bildschirm braucht, blieb uns schleierhaft. Die Steuerung des Actionspiels mit dem Tablet-Controller ähnelte ansonsten der Bedienung eines normalen Playstation- oder Xbox-Controllers. Mit der linken Schultertaste werden Feinde anvisiert und mit der rechten wird geschossen. Klingt nach Einheitsbrei – ist es nach unseren Eindrücken auch.
Zum Schluss haben wir noch drei Levels von New Super Mario Bros. U gespielt. Wer den Vorgänger New Super Mario Bros. Wii kennt, findet sich schnell zurecht. Steuerung und das gesamte Spielgefühl sind exakt gleich. Der einzige nennenswerte Unterschied besteht darin, dass ein fünfter Spieler mit dem Tablet-Controller die anderen unterstützen kann, indem er kleine Plattformen platziert, mit deren Hilfe Mario, Luigi und Toad auf höhere Ebenen springen können. Irgendwie eine unbefriedigende Aufgabe und ein weiterer Beweis dafür, dass das neue Eingabegerät manchmal besser einfach weggelassen werden sollte.
Hennings Eindruck von der Wii U:
Ich war von Anfang skeptisch, was den neuen Tablet-Controller der Wii U angeht. Jetzt weiß ich, dass er in manchen Bereichen tolle neue Spielmöglichkeiten eröffnet. Leider beschränkt sich das bisher auf einige Minispiele in Nintendo Land, für die man fünf Spieler braucht. In allen anderen Titeln kam er mir überflüssig vor. Überrascht hat es mich nicht, da er Entwickler vor ganz neue Herausforderungen stellt. Und ich bin mir sicher, dass wir im Laufe der nächsten Jahre gut umgesetzte Konzepte sehen werden. Ich befürchte aber, dass es fast ausschließlich Sport- und Casualgames sein werden, die von dem Controller der Wii U profitieren.
Marks Eindruck von der Wii U:
Als Nintendo vor einem Jahr die Wii U ankündigte, glaubte ich, ich sei der Big-N-Zielgruppe entwachsen. Ich, der ich mit Nintendo groß geworden bin und so gut wie jede Konsole besessen habe! Inzwischen hat sich meine Enttäuschung über die Wii U nach dem „Hands on“-Event immerhin ein bisschen gelegt. Ich finde den Tablet-Controller nun nicht mehr völlig doof. Bei den Minispielen in Nintendo Land hat es Sinn und Spaß gemacht, dass ein Spieler mithilfe des Geräts seine Kontrahenten fangen musste. Auch liegt er gut in der Hand; und ich bin gespannt auf die weiteren Funktionen, die der Tablet-Controller noch in sich bergen soll (beispielsweise das Einscannen von Gegenständen). Weiterhin halte ich Nintendo zugute, dass auch beim Spielen an der neuen Konsole die Wiimotes (und dementsprechend bestimmt auch die Nunchucks) Verwendung finden werden. Dennoch: Auf meine Einkaufsliste habe ich die Wii U nach der gestrigen Präsentation noch nicht gesetzt.